St. Petersfahrt

St. Petersfahrt 2020

St. Petersfahrt 2020

Am 27. Januar 2020 feierte die Zunft zum Widder ihren ersten grossen Anlass im laufenden Jahr, die 62. Petersfahrt der Neuzeit. Üblicherweise ist dieser Anlass, der mit einem Umzug von der Zunftstube zum St. Peter hin beginnt, von Kälte und Schnee geprägt. Milde Temperaturen, die schon fast auf ein Sechseläuten und den kommenden Frühling hingedeutet hätten, liessen die Teilnehmer für einmal nicht mit eingefrorenen Gliedern den Reden von Pfarrer und Zunftmeister lauschen, sondern gemütlich im Halbkreis stehend geniessen.

Gegen 19:30 Uhr sammelte sich die Zunft vor ihrem Zunftlokal auf dem Münzplatz und der Augustinergasse zum kleinen Umzug über Bahnhofstrasse, Rennweg, zur St. Peterhofstatt. Alle Zünfter im Zunftgewand, zahlreiche Gäste und die Zunftmusik Musikverein Harmonie Schlieren unter der Leitung von Tobias Zwyer bereit für den schönen Anlass. Sobald die Musik anfing zu spielen, kam die erwartete fröhliche Stimmung auf. Die St. Petersfahrt 2020 konnte beginnen.

Einmal auf der Peterhofstatt angekommen, machte sich der Zunftmeister Georg Steiger bereit, um vor dem Pfarrhaus zu St. Peter zu Pfarrer Ueli Greminger zu sprechen. Traditionell sollte der Zunftmeister eine Frage formulieren und der Pfarrer darauf eine Antwort geben. Als Geschenke wurden wie bereits im Mittelalter Schinken von Seiten der Zunft gegen 101 Fasnachtschüechli von Seiten des Pfarrers getauscht. Der Zunftmeister holte geschickt aus und knüpfte an diverse Episoden aus vergangenen Besuchen auf der Peterhofstatt an. Schliesslich spielte er auf die im März vergangenen Jahres stehen gebliebene St. Petersuhr an, was ja gross in der lokalen Presse ausgeschlachtet wurde. Ob das wohl ein Anfall von Umwelt Aktivismus gewesen sei, den Pfarrer Greminger ausgelöst und die Uhr absichtlich stehen gelassen habe? Der geneigte Leser möge sich erinnern, dass die Uhr interessanterweise um fünf vor zwölf Uhr stehen geblieben war. Und wenn es nicht so war, so würde es doch wunderbar in diese Rede passen. So fragte der Zunftmeister den Pfarrer, ob denn die Kirche nun grün werden müsse, um wieder schwarz zu sein. Pfarrer Greminger zeigte sich erleichtert, dass der Zunftmeister wiederum eine Frage zustande gebracht habe. Im vergangenen Jahr sei das leider nicht der Fall gewesen und er habe dann improvisieren müssen. Er berichtete von seinen Anstrengungen der letzten Monate, den Zunftmeister zu einer Frage zu motivieren. Dies sei voll gelungen. Schliesslich ging er auf den Klimawandel und die Kirche ein und bestätigte selbstverständlich, dass dies ein zentrales Anliegen sei. Er schlug sogar vor, dass der Zunftmeister und er selbst an der nächsten Klimademo in Zürich gemeinsam mitmachen sollten. Wie immer waren die Reden hochkarätig, mit Humor gespickt, aber doch mit einem ernsten Kern der Sache. Alle Zuschauer applaudierten und freuten sich, dass sie dabei sein gewesen waren.

 

Collage Marco Baur © Zunft zum Widder

St. Petersfahrt 2020

Zurück auf der Zunftstube füllte sich der Saal rasch. Die zahlreichen Widder Zünfter, Gesellen, Gesellenkandidaten, Ehrengäste und Gäste und vor allem auch die Familienangehörigen der Zünfter machten den Zunftsaal prallvoll. Speziell begrüsste der Zunftmeister alle anwesenden Damen und freute sich über die grosse Beteiligung. Dann ging es an die detaillierte und offizielle Begrüssung. Als Ehrengast der Zunft war vorab selbstverständlich Pfarrer Greminger geladen, der aber bereits auf der Peterhofstatt begrüsst worden war. Des Weiteren war Severin Pflüger, FDP-Gemeinderat und FDP-Präsident der Stadt Zürich sowie Berater der Zürcher City Vereinigung, als Ehrengast eingeladen. Stefan Thurnherr, Präsident der Kirchenkreiskommission der Kirchen in der Stadt Zürich, war wie immer als Ehrengast mit dabei, da die Kirche St. Peter in sein Ressort gehört und damit nebst dem Pfarrer ein weltlicher Vertreter der Kirche einfach zur Petersfahrt gehört. Dieses Jahr sollten es bereits 10 Jahre sein, die Stefan als Ehrengast an der Petersfahrt auf der Widder Stube verbrachte. Der Zunftmeister begrüsste dann den Constaffelherr und die zahlreichen Zunftmeister und Altzunftmeister der Zünfte Zürichs zusammen mit ihren Damen. ZZZ Präsident Markus Notter von der Zunft zur Letzi nahm ebenfalls teil. Es war eine Freude, dass so viele zöiftige Freunde den Weg auf die Widder Stube fanden. Margrit Fluor, Organistin zu St. Peter, wurde als Gast der Zunft begrüsst. Der Präsident der christkatholische Kirchgemeinde Urs Stolz und der Pfarrer der Augustinerkirche Frank Bangerter wurden als unsere Nachbarn eingeladen. Schön, dass diese Freundschaft an der Petersfahrt gepflegt wird. Jörg Arnold, der neue Hoteldirektor des Widder Hotels, sass sichtlich bestens gelaunt bei den Gästen und genoss den zöiftigen Anlass. Er war bislang Direktor im Storchen und übernahm sein neues Amt per Anfang Januar. Damit kommt auch die enge Verbundenheit zwischen den beiden Zunftlokalen und Zünften zum Ausdruck, die ja beide von The Living Circle betrieben werden. Und natürlich durften unsere Freunde aus Baden nicht fehlen. Die Zunft zur Sankt Cordula Baden war mit einer ganzen Delegation anwesend, angeführt von ihrem Zunftmeyster Stephan Hinz. Sie waren bereits am Umzug mitmarschiert, denn sie kommen jedes Jahr in ihrem traditionellen sehr eleganten Zunftgewand mit Hut und Feder. Das passte wie immer hervorragend zu unserem Umzug. Schön, dass wir diese Freundschaft nach Baden pflegen dürfen.

Nach dieser Begrüssung ging es ans Abendessen. Es gab feine Bockwürstchen mit Kartoffelsalat. Dazu Bier oder Zunftwein und Büürli. Ein währschaftliches und feines Mahl, das sich alle schmecken liessen. Wohlgemerkt hatte die Zunft am vergangenen Jahresschlusshock drei verschiedene Arten Kartoffelsalat degustiert und den besten gekürt. Dieser ist ab sofort als Standard auf dem Teller zu finden, zur Zufriedenheit aller.

Die wohl gesättigte und zufriedene Petersfahrtgesellschaft liess sich dann noch von einem Konzert des Musikvereins Harmonie Schlieren verwöhnen. Sie heizten so richtig ein, fantastisch. Zum Abschluss wurde noch der Sechseläutenmarsch gespielt, wozu natürlich alle aufstanden. Nicht mehr lange muss man warten, dann steigt das schönste Fest des Jahres, jawohl.

In einer launigen Rede stellte der Zunftmeister seine beiden Ehrengäste vor. Sie antworteten gekonnt. Auch Severin Pflüger zeigte, dass er nicht zum ersten Mal sprach und brachte alle zum Lachen. Stefan hatte wie immer einen schweren Stand, metzgte sich aber meisterhaft und alle genossen seine Rede.

Dann wurde es allmählich spät, jedenfalls für einen Montag. Nur wenige Anwesende konnten bis in den Dienstag hinein bzw. bis nach Mitternacht verweilen. Und so ging die Petersfahrt langsam zu Ende. Es war ein wunderbarer Auftakt zum zöiftigen Jahr 2020. Die tollen Reden, die hervorragende Stimmung, die vielen Musikstücke, die freundschaftlichen Gespräche und die feinen Bockwürstchen bzw. Fasnachtschüechli werden in bester Erinnerung bleiben. Einmal mehr zeigte sich, wie ein schöner zöiftiger Anlass und die Pflege der Freundschaft alle Teilnehmenden mit positiver Energie gestärkt zurück in den Alltag wechseln lassen. Das zöiftige Jahr 2020 darf noch viele solche Feste bringen, wir alle warten nur drauf.

Jakob Bosshard, 1. Protokollführer der Zunft zum Widder

 

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