Sechseläuten
Kinderumzug 2017
Kinderumzug 2017
Zürich, 23. April 2017. Natürlich ging bei den Vorbereitungen alles glatt. Die Kinder hielten beim Zuknöpfen des Hemds oder der Tracht still. Die Widder Weste sass auf Anhieb und beim Binden der Schürze war kein Korrigieren notwendig. Von den Süssigkeiten und Bonbons, die in einer Tasche am Gurt montiert wurden, blieben alle bis zum Beginn des Umzugs vollständig unberührt und konnten komplett an die Kinder am Strassenrand verteilt werden. Die Knaben verwechselten den Stahl am Gurt auch nicht mit einem Dolch und es gab keine Zweikämpfe. Die Eltern blieben indessen stets ruhig und geduldig. Wie dem auch immer sei, was auf jeden Fall hervorragend lief, war die Logistik der Knaben- und Mädchenkostüme. Eli Vetterli zeichnete dafür für die Zunft verantwortlich und machte es ganz hervorragend. Jedes Mädchen und jeder Knabe hatte alles, was es brauchte um beim Widder mitzumarschieren. Und damit konnte beim Kinderumzug nichts mehr schiefgehen.
Kinderumzug 2017
Der Widder selbst stellte eine solide Gruppe mit fast 50 Mädchen und Knaben, was einem spürbaren Rückgang gegenüber den Vorjahren entspricht. Ferientechnisch liegt das Sechseläuten dieses Jahr ungünstig, denn mit Ostern am Anfang und dem Tag der Arbeit am Schluss der Schulferien erhöht sich die Ferienspanne um zwei weitere Tage, was selten genug vorkommt. Das liessen sich viele nicht entgehen und flogen gen Süden. Dabei wäre das nicht nötig gewesen, wo es doch so schön in Zürich ist. Mit dieser Grösse schnitt der Widder aber vergleichsweise absolut hervorragend ab. Verschiedene Sujets am Kinderumzug waren stark untervertreten. So etwa stellte die Zunft zur Meisen den Rekord auf und erschien mit lediglich 3 Knaben und 9 Mädchen aus einem Potential von über 250 Zünftern. Was da wohl nicht so gut lief? Natürlich wollen wir hier nicht den Eindruck erwecken, die Anzahl spiele echt eine Rolle. Es waren immer noch über 2200 Kinder mit dabei und mehr als 750 Musikerinnen und Musiker, die für gute Stimmung sorgten. Und all diese Kinder und Musiker zeigten offensichtlich, wie sehr ihnen der Anlass gefiel. Und das ist doch die Hauptsache. Statistiken sind uns hier einfach zu trocken.
Der Kanton Glarus präsentierte sich ganz grossartig zu Beginn des Umzugs. Die Glarner haben bereits seit dem vergangenen Freitag auf dem Lindenhof ihren Kanton präsentiert. In der ganzen Stadt war nicht zu verkennen, dass Glarus hier ihr Base Camp aufgeschlagen hatte. Und die Glarner sind in Zürich sehr willkommen. Sie konnten mal so richtig eine Party feiern und genossen es ganz offensichtlich. Offenbar werden die Feste in Glarus etwas weniger ausgelassen gefeiert, so dass Zürich die ideale Grundlage für ein Fest der Verbundenheit zweier Kantone stellen konnte. Das zeigte heute der grosse Applaus, der beim Durchmarsch der Glarner Kinder erschallte. Der Fridolin, die hohen Berge und die vielen feinen Produkte waren die zentralen Sujets. Natürlich durfte auch das traditionelle Glarnertüechli nicht fehlen. Es war überall zu sehen. Jenes bedruckte Baumwolltuch, das im 19. Jahrhundert im Kanton hergestellt wurde und für die Glarner zum Symbol ihrer einst blühenden Textilindustrie geworden ist. Das speziell erstellte Design zum Sechseläuten mochte nicht jeden voll zu überzeugen, der Klassiker hingegen schon. Der geht immer glatt durch und passt zu vielen Kleidern dazu. Wer wollte sich dem verschliessen?
Der Kinderumzug ist übrigens ein integraler Teil des Sechseläuten-Wochenendes und steht allen Kindern zwischen 5 und 15 Jahren aus der Umgebung von Zürich offen. Es sind also nicht nur Zünfterskinder, die dabei sein dürfen. Jedes Kind ist willkommen und muss einfach eine Tracht im Verleih beschaffen. Auf dem ganzen Umzug werden die teilnehmenden Kinder von Umzugsbegleitern (Chäfer genannt) betreut. Die Chäfer nehmen die Kinder im Aufstellungsraum in Empfang, betreuen sie während dem Umzug und beim Zvieri und übergeben sie nachher wieder den Eltern. Die Chäfer, welche die Widder Kinder betreuten, haben es ausgezeichnet gemacht, was hier herzlich verdankt sei.
Die Kindergruppe der Zunft zum Widder präsentierte die historische St. Petersfahrt. Der Anlass stammt in der Wurzel aus dem vorreformatorischen Mittelalter und geht damit noch über die 500 Jahre zurück, die dieses Jahr gefeiert werden. Die Metzger zogen damals im Rahmen einer Osterprozession für den Pfarrer zu St. Peter den Palmesel auf den Lindenhof. Zum Brauch gehörte auch das Tauschen von Fasnachtschüechli gegen Schinken. In der Neuzeit hat die Zunft zum Widder dieses Brauchtum wieder aufgenommen und besucht jedes Jahr im Januar den Pfarrer zu St. Peter. Das ist auch der Grund, dass der Widder in der chronologisch geordneten Reihenfolge der Sujets im Kinderumzug eher im hinteren Teil kommt, denn die Wiedererweckung der Petersfahrt erfolgte im Jahr 1959. Die Kinder zeigen daher die wichtigen Teile der St. Petersfahrt, welche am Abend stattfindet und daher die Laternen dabei sind. Jedes Kind ist mit grossem Stolz erfüllt, wenn es einen bestimmten Teil darstellen darf, etwa das Tragen des Schinkens.
Was für ein grandioser Tag und wie viele fröhliche Kinder und stolze Elterngesichter. Etliche Familien zogen nach dem offiziellen Abschluss im Kongresshaus noch mit den Kinder auf den Lindenhof, um eine feine Glarner Wurst zu essen. Wenn das nicht die gute Stimmung noch verlängerte. Obwohl für 2017 leider schon wieder vorbei, freuen wir uns schon heute auf das Kindersechseläuten 2018, welches wiederum unser zöiftiges und schweizerisches bzw. zürcherisches Herz erfreuen wird. Das steht fest, egal wie das Wetter auch sein mag.
Jakob Bosshard. 1. Protokollführer der Zunft zum Widder