Kinderumzug 2019

Zürich, 7. April 2019. Noch vor zwei Tagen war grosser Schneefall zu registrieren. In den Bergen schneite es massiv und einzelne Pässe mussten vorübergehend aus Sicherheitsgründen für jeglichen Verkehr geschlossen werden. Selbst in den Hügeln rund um Zürich blieb der Schnee liegen. Das ist ja im April grundsätzlich nichts Aussergewöhnliches, aber wer will schon im Schneefall einen Kinderumzug durchführen oder am Ende seine Kinder in den oft kurzärmligen Kostümen durch Schnee stapfen sehen? Von all dem war am heutigen Sonntag überhaupt nichts mehr zu spüren. Die Sonne wärmte das schöne Zürich angenehm auf und schien in die zahlreichen strahlenden Kindergesichter in der ganzen Stadt. Am frühen Nachmittag regte sich die Stadt immer mehr zu grossem Getümmel rund um das Limmatquai und die Bahnhofstrasse. Der ganze Umzug nahm am Utoquai Aufstellung, um dann pünktlich um 14:30 Uhr zu starten.

Insgesamt nahmen 3'000 Kinder aus der Region am Umzug teil. Begleitet wurden sie von 800 jungen Musikanten sowie 160 Betreuerinnen und Betreuern. So zogen sie auf der drei Kilometer langen Route vom Sechseläuteplatz über den Limmatquai und die Bahnhofstrasse bis auf den Münsterplatz. Da das Kongresshaus immer noch im Umbau steht, konnte einmal mehr der Kinderumzug nicht dort enden wie viele Jahre zuvor. Die Lösung mit Start am Utoquai bzw. Sechseläutenplatz und Ziel auf dem Münsterplatz zeigte sich aber als gute Variante, die durchaus bestehen könnte.

Alle Mädchen und Knaben trugen eine Tracht oder ein historisches Kostüm ihrem Sujet im Umzug entsprechend. Viele hatten eine Bekleidung aus der gewünschten Epoche beim Kostümverleih des Sechseläutens gemietet oder beim Kinderbetreuer ihrer Zunft bezogen. Das Schöne am Kinderumzug ist, dass jedes Kind teilnehmen kann. Es gibt keine Einschränkung. So waren auch viele Kinder mit einer Behinderung fröhlich dabei. Wenn hätte das nicht berührt? Die Reihenfolge im Umzug erfolgte chronologisch nach Epochen. An den Zuschauern zogen so 900 Jahre Zürcher Geschichte vorbei, von der Romantik über die Gotik und den Barock bis zum Rokoko und Biedermeier. Im Umzugsteil Weltoffenes Zürich zeigen sich zahlreiche Kindergruppen aus der ganzen Welt. Es ist faszinierend zu sehen, wie viele Gruppen in Zürich leben und sich mit ihrer Kultur sehr gelungen zeigen.

Kinderumzug 2019

Strassburg zeigte sich sehr attraktiv an der Spitze des Kinderumzuges. Bereits seit dem vergangenen Freitag hatte sich die französische Region bzw. Stadt engagiert auf dem Lindenhof präsentiert. Es bestehen seit langem enge freundschaftliche Beziehungen zwischen Zürich und Strassburg. Die Grundlage dazu wurde bereits vor über 400 Jahren mit der berühmten Hirsebreifahrt gelegt. Es war höchste Zeit, dass Strassburg einmal Gast am Sechseläuten wurde.

Zunftmeister der Zunft zum Widder, Georg Steiger, kann sehr zufrieden auf die Präsentation seiner Kindergruppe zurückblicken. Rund 70 Mädchen und Knaben stellten eine der stattlichsten Gruppen am Kinderumzug. Die dargestellte St. Petersfahrt ist ein sehr alter Brauch, den die Zunft zum Widder bereits in der vorreformatorischen Zeit feierte. Sie ging dann aber in der Neuzeit zeitweilig verloren, bis sie dann vor 60 Jahren neu aufgesetzt wurde neu wieder gefeiert wird. Sie ist seit 1959 wieder ein zentraler und wichtiger jährlicher Anlass der Zunft. Die Kinder präsentierten diesen stolz am Kinderumzug.

Leider ist dieser schöne Tag bereits wieder zu schnell vorbei. Man konnte ihn noch ein wenig auf dem Lindenhof ausklingen lassen und bei einem Wiedikerli und einem Bier auf den gelungenen Tag anstossen. Gerne liessen sich auch die feinen Mille feuilles oder die Tartes flambées aus Strassburg zum Genuss führen. Dieser Tag bleibt in bester Erinnerung. Und er leitet nahtlos zum grossen Sechseläuten Montag über.

Jakob Bosshard. 1. Protokollführer der Zunft zum Widder