Sechseläuten
Sechseläuten 2014
Sechseläuten 2014
Zürich, 28. April 2014. Das Sechseläuten der Zunft zum Widder startete bereits früh um 10 Uhr im Zunftlokal. Dies hing damit zusammen, dass die Position 6 im Umzug ein frühes Einreihen in den Zug der Zünfte zum Feuer nötig machte. Dies wurde von Zünftern und Gästen geschätzt und man stimmte sich mit einem Apéro auf dem Münzplatz zu den Klängen der besten Zunftmusik der Stadt ein, nämlich des Musikvereins Harmonie Schlieren. Die Harmonie unterstrich einmal mehr ihren riesigen Gestaltungshorizont und verwöhnte die Stadt mit klassischen Märschen, dem Donauwalzer, und zeitgenössischen Songs wie „the eye of the tiger“ oder „über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“.
Sechseläuten 2014
Der Zunftmeister eröffnete dann pünktlich um 11 Uhr das Sechseläuten auf der dicht bestuhlten und vollen Stube. Speziell begrüsste er seine Ehrengäste der Zunft:
Franz Enderli, Regierungsrat Kanton Obwalden, Vorsteher des Bildungs- und Kulturdepartements Dr. Rudolf Wehrli, Verwaltungsratspräsident Clariant AG Franz Stämpfli, Präsident Alpine Rettung Schweiz und Exekutivrat Swiss Olympic
Während des Essens wurden die Gäste ausführlich vorgestellt. Und sie hatten die Gelegenheit sich selber bei einer Tischrede zu äussern. Ganz nach der Zürcher Zunfttradition waren die Reden launisch, witzig, offensiv, (selbst-)kritisch und immer freundschaftlich und wohlwollend.
Sechseläuten 2014
Der Gastkanton Obwalden führte den Umzug am Nachmittag an und präsentierte sich mit den traditionellen Themen wie der Älplerchilbi, der Fasnacht und der der Zunft zum Widder verbundenen Viehzucht. Mancher Zürcher liess sich überzeugen, die nächste Bergtour im Kanton Obwalden zu planen und vermehrt „Älplermagronä“ und „Zigerchrapfe“ aus dem Urkanton zu verspeisen. Was war schon wieder der Hauptort von Obwalden und hatten die nicht einen Schlüssel im Wappen? Wieso eigentlich Obwalden? War nicht in der Schule die Rede von Uri, Schwyz und Unterwalden? All diese Fragen und Unsicherheiten fanden im Laufe des Sechseläutens klare Antworten und gefestigtes Wissen. Zürich hat durch Obwalden dazu gelernt.
Sechseläuten 2014
Punkt 18 Uhr wurde der Böögg angezündet. Vorsorglich war der Holzstoss mit reichlich Brandbeschleuniger getränkt worden und so brannte das Feuer wie wenn es wochenlang trocken gewesen wäre. Schon nach wenigen Minuten stand der Schneemann im Vollbrand. 7 Minuten und 23 Sekunden nach 18 Uhr war der Böögg nur noch ein Gerüst, der Kopf weg. Ein schöner Sommer erwartet uns unter dem Jubel aller Zünfter, die sich um das Feuer versammelt hatten. Der neue Sechseläutenplatz hatte seine Feuertaufe bestanden. Nun ist er ein eigener Teil Zürichs.
Sechseläuten 2014
Am Abend, nach dem Nachtessen auf der Stube, besuchte die Zunft im Auszug durch die Innenstadt zuerst die Stadtzunft beim neuen Zunftmeister Dr. Marco Cereghetti, dann die Zunft Höngg mit Zunftmeister Daniel Fontolliet und schliesslich die Vereinigten Zünfte zur Gerwe und zur Schuhmachern mit dem amtierenden Zunftmeister Prof. Dr. Alex Huber und dem stillstehenden Zunftmeister Marc von Schulthess. Die Sprecher der Zunft zum Widder liefen zur Höchstform auf. Aktuelle Themen wie der Hafenkran, der Fall Carlos oder die Gestaltung des neuen Sechseläutenplatzes waren genau so im Mittelpunkt wie die traditionellen Anknüpfungspunkte und Eigenheiten der jeweiligen Zunft.
Gleichzeitig zum Auszug wurde die Zunft zum Widder natürlich auch von 3 Zünften besucht. Die auf der Stube gebliebenen Stubenhocker empfingen sie unter der Führung von Zunftmeister Christian Rahn. Zuerst tat dies die Zunft zur Waag mit ihrem Sprecher Tobi Steiner. Anschliessend kam die Zunft Höngg zu Besuch und es sprach Jean-Pierre Grossmann. Zuletzt kam die Zunft zur Meisen mit ihrem Sprecher Hansueli Pestalozzi. Die Sprecher bedauerten alle den bevorstehenden Rücktritt von Zunftmeister Christian Rahn. Sie liessen aber umso mehr das Feuerwerk krachen und waren offensiv und witzig. Christian Rahn seinerseits konterte promt und gab alles aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Zunftmeister. Drei wirklich gelungene Besuche. Zum Dank werden die drei Sprecher ans Hammelessen eingeladen.
Die Zünfter und Gäste feierten noch in die Nacht und in den frühen Morgen hinein. Einzigartig war es! Das Sechseläuten 2014 ist leider schon Geschichte. Den Rest des Jahres sollte man verbieten. Es bleiben die schönen Erinnerungen, die noch frischen Blumen im Wohnzimmer für eine kurze Weile und die Freundschaften, die gepflegt wurden.
Jakob Bosshard. 1. Protokollführer der Zunft zum Widder