St. Petersfahrt

St. Petersfahrt 2019

St. Petersfahrt 2019

Zürich, 28. Januar 2019. Mitten im winterlichen Zürich und bei Schneefall feierte die Zunft zum Widder am 28. Januar das 60 Jahre Jubiläum der St. Petersfahrt der Neuzeit. Zu diesem Jubiläum erschienen zahlreiche Ehrengäste und Gäste und genossen sowohl die Rede und Gegenrede des Zunftmeisters bzw. des Pfarrers zu St. Peter als auch den kulinarischen Teil auf der Stube der Zunft.

Punkt 19:30 Uhr zog die Zunft zum Widder von ihrem schönen Zunftlokal aus, um den Pfarrer zu St. Peter, Ueli Greminger, auf der Peterhofstatt zu besuchen. Berchtold Trümpy, langjähriger Pfarrer zu St. Peter und Widder Zünfter, fand in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in den kirchlichen Archiven diverse Berichte über die historische Petersfahrt der Zunft zum Widder. Dieser Brauch überdauerte die Zeit vor, während und nach der Reformation bis er dann in der Neuzeit in Vergessenheit geriet. Damit war die Idee der Zunft geboren, diesen uralten Anlass, den die Widder Zunft lange beging, wiederzubeleben. Die erste St. Petersfahrt der Neuzeit fand 1959 statt und wird seither jedes Jahr im Januar gefeiert. Und nun sind es schon 60 Jahre seit diesem Moment her. Der historische Brauch ergab sich aus den Verdiensten der Zunft in der Mordnacht und ihre Unterstützung der Kirche im Rahmen von Prozessionen mit dem Palmesel zum Lindenhof. Traditionell übergibt die Zunft zum Widder in einer Rede dem Pfarrer ein Fleischgeschenk in Form eines grossen Schinkens und erhält nach Gegenrede von ihm 101 Fasnachtschüechli. So war es schon während der alten Zunftordnung.

Nach ihrem kurzen Umzug über Bahnhofstrasse, Rennweg, Strehl- und Schlüsselgasse, erreichte die Zunft das Pfarrhaus zu St. Peter. Es mutete fast wie ein Teil des Sechseläutenumzugs an, da auch die Zunftmusik, also der Musikverein Harmonie Schlieren unter der Leitung von Tobias Zwyer, vollen Einsatz gab, die Stimmung entsprechend zu schaffen. Die Zünfter und Gesellen stellten sich um ihren Zunftmeister auf und zahlreiche Zuschauer gesellten sich ebenfalls dazu. Die Atmosphäre war einmalig, am Abend mit Schneefall und die Zunft im Zunftgewand mit allen Ehrenzeichen unter der Kulisse des mächtigen St. Peterturms. Zunftmeister Georg Steiger hielt eine Rede über die von der Kirche letzthin eigenartig präsentierten Inhalte, wie etwa die Diskussion zu Thema Gott und die Quantenphysik. Er kam somit diesmal nicht zu einer neuen Kernfrage, die der Pfarrer zu beantworten hatte, da noch viele Fragen aus der Vergangenheit offen wären, so der Zunftmeister. Ueli Greminger konterte geschickt und sagte, es sei alles geklärt und nun wisse er nicht, was er sagen solle, da ja keine neue Frage gekommen sei. Die Botschaften der Kirche seien klar und einfach. Er sprach aber dann über ein Kernthema, das zwischen katholischer und reformierter Kirche diskutiert wird, nämlich die Empfängnis der Maria, der Mutter Christi. Er führte darüber aus, wie in der Übersetzung aus einer jungen Frau eine Jungfrau wurde und die damit zusammenhängende Interpretation ihren Lauf nahm. Somit war die Welt wieder in Ordnung und eine Frage klar beantwortet.

 

Collage Marco Baur © Zunft zum Widder

St. Petersfahrt 2019

Nun hatten alle ausreichend Kälte gespürt und freuten sich auf das Nachtessen auf der warmen Stube. Man machte sich auf den geordneten Rückmarsch. Zunftmeister Georg Steiger begrüsste dann in Zunftsaal seine Ehrengäste:

  • Michael Baumer, Zürcher Stadtrat
  • Stefan Thurnherr, Kirchenkreiskommissionspräsident
  • Ueli Greminger, Pfarrer zu St. Peter

Es waren zudem viele Zunftmeister der Zünfte Zürichs bzw. der Constaffelherr mit ihren Damen als Gäste anwesend. Es wird sehr geschätzt, dass sie stets an der St. Petersfahrt mitmachen. Es gab auch eine Delegation der Cordula Zunft zu Baden mit ihrem neuen Zunftmeister Stephan Hinz. Die Cordula Zünfter kamen wie jedes Jahr in ihrem traditionellen Zunftgewand mit Hut und Degen, was dem Anlass zusätzlich eine historisch bedeutsame Note gab. Und natürlich standen die Damen und Familienangehörigen der Zunft im Vordergrund. Sie alle füllten den Saal zusammen mit den Zünftern, Gesellen und -kandidaten der Zunft zum Widder und trugen zur hervorragenden Stimmung bei.

 Georg Steiger begrüsste seine Ehrengäste mit einem kurzen Porträt. Ueli Greminger und er hatten ja bereits gesprochen, also stellte er zuerst den im 2018 neu in den Stadtrat gewählten FDP Politiker Michael Baumer vor. Michael sei für Trinken, Transport und Erleuchtung in der Stadt zuständig, was kurz die Aufgaben seines Departements der industriellen Betriebe zusammenfasse mit Wasserversorgung, Verkehrsbetrieben und dem EWZ. Als Ingenieur ETH habe er dazu die fachlichen Grundlagen, das Department gut zu führen. Er sei zudem im letzten Jahr als Zünfter der Zunft St. Niklaus aufgenommen worden. Stefan Thurnherr musste Ende 2018 seine Aufgabe in der Kirchenpflege zu St. Peter niederlegen, da ja die Kirchen der Altstadt neu zusammengefasst wurden. Er ist neu der Kirchenkreiskommissionspräsident. Damit habe sich nichts geändert, was seine Teilnahme an der Petersfahrt anbelange, da zwar Funktion und Titel geändert hätten, er aber immer noch für den St. Peter zuständig sei und damit zur Petersfahrt dazugehöre.

 Kulinarisch ging es aber jetzt an die Bockwürstchen und den Kartoffelsalat und dazu ein kühles Bier. Es war ausgezeichnet. Zum Abrunden gab es danach noch die feinen Fasnachtschüechli von Ueli Greminger. Allgemeines Wohlbefinden stellte sich ein.

 Im Hauptteil des Abendprogramms wurden zahlreiche Reden gehalten, wo sowohl der Zunftmeister als auch die Ehrengäste ihre launigen Sprüche machten. Es wurde viel gelacht. Stefan Thurnherr überreichte dem Zunftmeister bzw. der Zunft einen wunderbaren Abendmahlbecher aus dem St. Peter, welcher im 16. Jahrhundert im Rahmen von 19 Bechern gesamthaft für die Kirche beschafft worden war. Er solle in Ehren gehalten werden und mindestens an der Petersfahrt für den Ehrengast zum Einsatz kommen. Der Zunftmeister bedankte sich herzlich für dieses sehr grosszügige und symbolträchtige Geschenk, das die Zunft in Ehren halten wird.

Ein herzlicher Dank geht an die grosszügigen Spender der St. Petersfahrt, nämlich Marco Baur, Matthias Hauser und Andreas Klipstein. Sie sorgten damit dafür, dass die Bockwürstchen, das Bier und der Schinken von allen genossen werden konnten.

Die heurige Petersfahrt ist leider schon zu schnell wieder vorbei. Aber nach der Überschreitung dieser Marke von 60 Jahren ist klar, dass der fest verankerte Anlass nicht mehr aus dem modernen Zürich wegzudenken ist. So freuen sich alle bereits auf die nächste Ausgabe im 2020.

Jakob Bosshard, 1. Protokollführer der Zunft zum Widder

 

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