Zunft-Geschichte
«Metzier, und die Vich und Rinder uff dem Lande kauffend, und zu den Metzien trybent, habend auch ein Zunft und ein Panner.»
Die Zürcher Zunftversammlung vom 16. Juli 1336 fasste das Handwerk, so auch die Metzger, in Zünften zusammen und regelte deren Rechte und Pflichten. Diese bestimmten die Berufsregeln, den politischen Status und die Wehrpflicht. Viehhändler und Metzger hatten allerdings schon Jahrzehnte vorher in der städtischen Metzg am Rathaus zusammengearbeitet. Die Metzg wurde von der Stadt später mehrmals vergrössert und wies schliesslich insgesamt 38 Bänke auf. Ihr Ende fanden diese verbürgerten Rechte der Metzger erst Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Die Geschichte der Metzger-Zunft verlief nicht viel anders als diejenige der anderen Handwerkszünfte. Immerhin hatten sie dank dem von der Stadt zur Verfügung gestellten Arbeitsplatz eine etwas privilegierte Stellung. An Ehren privilegiert wurden die Metzger gemäss den Chroniken des 16. Jahrhunderts auf Grund ihres heldenhaften Einsatzes in der gegen Rudolf Brun gerichteten Mord- nacht vom 23. Februar 1350.
Auch die Widderzunft stellte von Zeit zu Zeit den Bürgermeister. Der Höhepunkt war diesbezüglich das 17. Jahr-hundert: Von 1601 bis 1669 hatten sie ununterbrochen das oberste Amt des zürcherischen Staatswesens inne mit zwei Herren Bräm und drei Herren Rahn.
1336 | Erster Geschworener Brief vom 16. Juli mit Zunftversammlung. Rudolf Brun erster Bürgermeister der Stadt Zürich. Erster Zunftmeister der Zunft zum Widder: Heinrich Graser. |
1350 | Nach der Sage verteidigten die Metzger die Brun'sche Zunftverfassung in der Mordnacht vom 23. Februar durch ihr entscheidendes Eingreifen. Als Dank erhielten sie vom Zürcher Rat den "Isengrind" geschenkt, einen Halblöwen auf einer Stange, als Ausdruck des bewiesenen Mutes, sowie das Recht zugesprochen, jeweils am Aschermittwoch auf den Lindenhof zu ziehen (siehe St. Petersfahrt) und dabei nebst Isengrind und Banner einen Bären mitzuführen, Sinnbild "des an der Kette gefangenen Feindes". Ausserdem durften sie als Schildfarbe ihres Banners das Weiss und Blau der Stadtfarben verwenden. |
1351 | Eintritt Zürichs in den Bund der Eidgenossen. |
1373 | Zweiter Geschworenen Brief vom 3. Dezember. Dieser särkte die Zunftmeister gegenüber den Ratsherren aus der Constaffel. Im Unterschied zum Ersten Geschworenen Brief von 1336 wurde er solgfältig aufbewahrt. |
1401 | 24. Februar. Erwerb des ansehnlichen Hauses am Rennweg genannt «Zu dem Widder». |
1429 | 29. September. Die Familie Rahn wird in das Bürgerrecht der Stadt Zürich aufgenommen. |
1517 | Die Familie Hess wird in das Bürgerrecht der Stadt Zürich aufgenommen. |
1522-1525 | Zürich wird unter Huldrych Zwingli durch Ratsbeschluss reformiert. |
1533 | Umbau des Zunfthauses zum Widder unter den Zunftmeistern Hans Blass und Hans Holzhalb. |
1547 | Rudolf Rahn-Ammann, Metzger, tritt in die Zunft zum Widder ein, wird 1552 Zwölfer, 1561 Zunftmeister und 1566 Landvogt zu Eglisau. Mit ihm tritt das erste Mitglied der Familie Rahn in die Zunft zum Widder ein, die ihr in direkter Stammfolge bis zum heutigen Tag schon der dreizehnten Generation angehört. |
1590 | Die Zunft zum Widder erwirbt die goldene Trinkschale «Die verkehrte Welt», ein Werk von Abraham Gessner in Zürich, das bis zum heutigen Tage ihr Eigentum geblieben ist. |
1601 | Heinrich Bräm, Zunftmeister der Zunft zum Widder 1588, wird Bürgermeister von Zürich; er resigniert 1607, bleibt aber Ratsmitglied bis zu seinem Tode im Jahre 1610. |
1607 | Hans Rudolf Rahn, geb. 1560, Zwölfer der Zunft zum Widder, wird als Nachfolger Heinrich Bräms Bürgermeister von Zürich und bleibt bis 1627 im Amte. |
1627 | Heinrich Bräm II, seit 1612 Zunftmeister der Zunft zum Widder, wird Bürgermeister von Zürich und bleibt bis zu seinem Tode im Jahre 1644 im Amte. |
1644 | Hans Rudolf Rahn, geb. 1594, 1634 Zunftmeister der Zunft zum Widder, wird Bürgermeister von Zürich und bleibt bis zu seinem im Jahre 1655 erfolgten Tode im Amte. |
1655 | Hans Heinrich Rahn, geb. 1593, des vorigen Bruder, 1628 Zunftmeister der Zunft zum Widder, wird Bürgermeister von Zürich und bleibt bis zu seinem Tode im Jahre 1669 im Amte. |
1678 | «Der Metzger Zunfthaus zu dem Widder» erhält einen geräumigen Saal. |
1700 | Die Zunft zum Widder gelangt in das Eigentum von sechs vergoldeten Zwölferbechern, hergestellt von Goldschmied Faesy in Zürich. Diese Becher sind heute als Vorsteherschaftsbecher im Einsatz. |
1725 | Hans Caspar Hess wird Zunftmeister der Zunft zum Widder. |
1729 | Hans Conrad Hess wird Zunftmeister der Zunft zum Widder. |
1756 | Renovation des Zunfthauses zum Widder unter Einbezug des Hauses an der Widdergasse 4. |
1764 | Hans Heinrich Steinfels wird Zunftmeister der Zunft zum Widder. |
1798 | Übergreifen der Französischen Revolution auf die Schweiz. Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft. Ende der Zürcher Zunftverfassung. Letzte Bürgermeister sind Hans Heinrich Kilchsperger, Zünfter zum Widder, und David von Wyss, Zünfter zur Schuhmachern. |
1802 | Verteilung des Erlöses von 10 000 Gulden, resultierend aus dem Verkauf des Zunfthauses an die Munizipalität, an die Zünfter nach einem bestimmten Schlüssel. |
1803 | Weiterbestand der Zünfte zur Regelung der Verhältnisse der Handwerker und für die Wahl des Grossen Rates. Sie bleiben im übrigen als Gesellschaften bestehen. |
1829 | Der Mordnachtbecher (heute als Zunftmeisterbecher im Einsatz), angefertigt von Goldschmied Waser und graviert von Ed. Rahn, Kupferstecher, wird Eigentum der Zunft zum Widder. |
1837 | Johann Jakob Hess, Zünfter zum Widder und später deren Zunftmeister, wird vom Grossen Rat zusammen mit Melchior Hirzel zum Bürgermeister gewählt. |
1839 | Der legendäre Widder-Zünfter Heinrich Cramer (Metzger und Kunsthändler) arrangierte zwischen 1839 und 1870 insgesamt 15 Festumzüge. Dem Umzug von 1839 kam insofern wegweisende Bedeutung zu, als die Gesellschaft zur Constaffel und alle alten Zünfte erstmals gemeinsam teilnahmen. |
1862 | Heinrich Cramer organisiert den ersten Kinderumzug am Sechseläuten. Höhepunkt war jeweils die Verbrennung des "Bööggs", den die Kinder auf einem Wagen mitführten. Dieser Brauch wurde später ins Sechseläuten integriert. |
1867 | Ab 1867 durften auch die Mädchen am Kinderumzug teilnehmen. |
1884 | Schenken einige Zünfter der Zunft zum Widder einen Zunftpokal mit Deckel (genannt Renaissance-Becher), ausgeführt von Goldschmied Bosshard in Luzern. |
1893 | Der Feier anlässlich der Stadtvereinigung bleibt die Zunft zum Widder aus Protest fern; sie feiert dafür ihr erstes Hammelessen im Drahtschmidli. |
1894 | Das Jodlersextett des Turnvereins Alte Sektion ist erstmals Gast der Zunft und bereichert seither die grossen Zunftanlässe mit Gesang. |
1921 | Die Zunft zum Widder feiert zum erstenmal das Sechseläuten in ihrem neuen Zunftsaal im Hotel «Carlton-Elite». |
1932 | Die Zunft zum Widder erhält ein neues, nach den Angaben des Zünfters Prof. Dr. Paul Ganz heraldisch richtig hergestelltes Banner. |
1933 | Die Zunft zum Widder beschliesst, Zünfter, welche der Zunft 25 Jahre angehören, durch Verleihung eines silbernen Veteranenbechers, jeweilen anlässlich des Martinimahles, zu ehren. |
1936 | Sechshundertjahrfeier der Zünfte Zürichs. Einführung des Bockwürstli-Essens im Anschluss an die Rechnungsabnahme. |
1940 | Die Zunft zum Widder erwirbt käuflich einen weiteren Zwölferbecher aus dem Jahre 1748 des Zünfters Heinrich Wägmann. |
1943 | Der Veteranenbecher wird nunmehr den Zünftern nach 20-jähriger Zunftzugehörigkeit verliehen. |
1946 | Ein Verzeichnis aller Zunftmeister der Zunft zum Widder von 1336 - 1767 wird in den in der Zentralbibliothek deponierten Zunftakten aufgefunden. |
1947 | Am Martinimahl feiert die Zunft zum Widder die 400jährige Zugehörigkeit der Familie Rahn zur Zunft. |
1951 | 600-Jahr-Feier zum Eintritt Zürichs in den Bund der Eidgenossen. Delegationen der Metzgerzünfte von Basel, Bern und Schaffhausen sowie der Master und der Clerk der Worshipful Company of Butchers of London und ein Regierungsrat des Kantons St. Gallen sind an dieser Feier Gäste der Zunft. |
1959 | Am 9. Februar Wiederaufnahme des alten Brauches des Zuges zum St. Peter. |
1995 | Nach der St. Petersfahrt vom 30. Januar bezieht die Zunft zum Widder den neuen Zunftsaal im Hotel Widder. |
2004 | Die Zunft zum Widder führt den Gesellenstatus ein. |
2014 | Vor seiner Amtsübergabe beschenkt der Zunftmeister Dr. Christian Rahn die Zunft mit einem neuen Zunftbanner (Ersatz für das Zunftbanner aus dem Jahre 1932). |